Sonntags vom Hammelsbrunnen in die Breitwiesen - am Haferfeld vorbei |
Spaziergang in die Breitwiesen
Landwirtschaft und Bürgerbeteiligung sind die Themen
Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Schützt die
Weinheimer Breitwiesen‘“ strahlten mit der Sonne um die Wette: Über 80
SpaziergängerInnen waren gekommen, um sich im Hammelsbrunnen und in den
Breitwiesen umzusehen und Erläuterungen dazu zu hören. Schließlich will die
Spitze der Stadt Weinheim ein Gewerbegebiet in der Feldflur ermöglichen, und
das wiederum missfiel der Gruppe beim Wandern immer mehr.
Viele Fragen gab es und reichlich Antworten von den
Bauern Karl Bär und Fritz Pfrang, war doch die Landwirtschaft das große Thema.
Der Unterschied zwischen Körner- und Silomais hat sich zwar nicht allen
erschlossen, deutlich war aber die Vielfalt der Feldflur, wo neben diesen
üppigen Gräsern auch Grünland, Weizen, Luzerne, Gerste und Hafer (siehe Foto)
zu bewundern war. Erklärt wurde, warum in Weinheim nirgends bewässert werden
muss: Die hochwertigen Böden der ehemaligen Weschnitz-Aue halten die
Feuchtigkeit besser als die Sandböden der Umgebung. Und genau diese guten Böden
sind sowohl im Hammelsbrunnen wir in den Breitwiesen zu finden, wobei letztere
dank der Flurbereinigung die größeren Ackerflächen bieten und damit leichter zu
bewirtschaften sind. Auch der Naturschutz kam zu Wort: Siegfried Demuth
erklärte, warum nicht nur der Hammelsbrunnen schützenwert sei, also die Fläche
mit den vielen Gärten direkt am Krankenhaus. So böten die großflächigen Felder
in den Breitwiesen unter anderem der Feldlerche Brutmöglichkeiten. Und
überhaupt zieht der Naturschutz sogar intensive Landwirtschaft einem
Gewerbegebiet vor: „Dann hätte die Natur hier gar keine Chance mehr.“
Beim Gang durchs Gelände kam auch das große Inserat des
Dr. Peter Schuster zur Sprache. Warum setzt sich ein Mitglied der Familie
Freudenberg so vehement ein für ein Gewerbegebiet in den Feldern? Warum beklagt
er den Verlust von Weinheimer Arbeitsplätzen, wenn dies doch hauptsächlich im
Bereich eben dieser Firma geschah? Wie kann er nur behaupten, dass die
Lebensqualität in Weinheim erhöht werde – ausgerechnet durch ein Gewerbegebiet
in den Breitwiesen?
Auch das weitere Verfahren der Bürgerbeteiligung war
natürlich ein Thema. Verwundert nahm das große Publikum zur Kenntnis, dass erst
Mitte Juli eine Kurzfassung des „Bürgergutachtens“ fertig sein soll, die
ausführliche Fassung dann am 24. August. „Dabei hätten wir schon längst einen
Bürgerentscheid und damit unseren Frieden haben können,“ ärgerte sich Elisabeth
Kramer im Namen der Bürgerinitiative. Durchhaltevermögen zeigte sich aber schon
beim Weg durch die Felder: Der gemütliche Gang bei schönsten Wetter schien alle
nur zu bestärken, weiterhin auf dem Schutz der Feldflur zu bestehen. „Es gibt
Alternativen“, erläuterte Kramer weiter. „Falls wirklich Flächen gebraucht
werden, müssen endlich die vorhandene Potentiale genutzt werden - statt den leichten Weg zu gehen und uns Beton
vor die Stadt zu setzen.“