Dienstag, 19. Juni 2012



Sonntags vom Hammelsbrunnen in die Breitwiesen - am Haferfeld vorbei
Spaziergang in die Breitwiesen
Landwirtschaft und Bürgerbeteiligung sind die Themen

Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Schützt die Weinheimer Breitwiesen‘“ strahlten mit der Sonne um die Wette: Über 80 SpaziergängerInnen waren gekommen, um sich im Hammelsbrunnen und in den Breitwiesen umzusehen und Erläuterungen dazu zu hören. Schließlich will die Spitze der Stadt Weinheim ein Gewerbegebiet in der Feldflur ermöglichen, und das wiederum missfiel der Gruppe beim Wandern immer mehr.

Viele Fragen gab es und reichlich Antworten von den Bauern Karl Bär und Fritz Pfrang, war doch die Landwirtschaft das große Thema. Der Unterschied zwischen Körner- und Silomais hat sich zwar nicht allen erschlossen, deutlich war aber die Vielfalt der Feldflur, wo neben diesen üppigen Gräsern auch Grünland, Weizen, Luzerne, Gerste und Hafer (siehe Foto) zu bewundern war. Erklärt wurde, warum in Weinheim nirgends bewässert werden muss: Die hochwertigen Böden der ehemaligen Weschnitz-Aue halten die Feuchtigkeit besser als die Sandböden der Umgebung. Und genau diese guten Böden sind sowohl im Hammelsbrunnen wir in den Breitwiesen zu finden, wobei letztere dank der Flurbereinigung die größeren Ackerflächen bieten und damit leichter zu bewirtschaften sind. Auch der Naturschutz kam zu Wort: Siegfried Demuth erklärte, warum nicht nur der Hammelsbrunnen schützenwert sei, also die Fläche mit den vielen Gärten direkt am Krankenhaus. So böten die großflächigen Felder in den Breitwiesen unter anderem der Feldlerche Brutmöglichkeiten. Und überhaupt zieht der Naturschutz sogar intensive Landwirtschaft einem Gewerbegebiet vor: „Dann hätte die Natur hier gar keine Chance mehr.“

Beim Gang durchs Gelände kam auch das große Inserat des Dr. Peter Schuster zur Sprache. Warum setzt sich ein Mitglied der Familie Freudenberg so vehement ein für ein Gewerbegebiet in den Feldern? Warum beklagt er den Verlust von Weinheimer Arbeitsplätzen, wenn dies doch hauptsächlich im Bereich eben dieser Firma geschah? Wie kann er nur behaupten, dass die Lebensqualität in Weinheim erhöht werde – ausgerechnet durch ein Gewerbegebiet in den Breitwiesen?

Auch das weitere Verfahren der Bürgerbeteiligung war natürlich ein Thema. Verwundert nahm das große Publikum zur Kenntnis, dass erst Mitte Juli eine Kurzfassung des „Bürgergutachtens“ fertig sein soll, die ausführliche Fassung dann am 24. August. „Dabei hätten wir schon längst einen Bürgerentscheid und damit unseren Frieden haben können,“ ärgerte sich Elisabeth Kramer im Namen der Bürgerinitiative. Durchhaltevermögen zeigte sich aber schon beim Weg durch die Felder: Der gemütliche Gang bei schönsten Wetter schien alle nur zu bestärken, weiterhin auf dem Schutz der Feldflur zu bestehen. „Es gibt Alternativen“, erläuterte Kramer weiter. „Falls wirklich Flächen gebraucht werden, müssen endlich die vorhandene Potentiale genutzt werden -  statt den leichten Weg zu gehen und uns Beton vor die Stadt zu setzen.“